25-06-21 Bannstrahl für Waschbären

Zum Donnerstagnachmittag: Wüste Taubenrandale auf dem Gerüst. Madame diagnostizierte Junghähne.

Zum Donnerstagnachmittag: Eine Fahrkartenkontrolleurin in der S-Bahn lobte Madames Bluse.

Zum Donnerstagabend: Ein brennendes Wohnmobil auf der Stadtautobahn. Zum Glück in der anderen Richtung, und zum Glück war die Feuerwehr schon da als wir kamen.

Danach: Tagelange Sonnenuntergänge in Pastell, begleitet von Fledermausinvasionen.

Es war ein arbeitender Freitag in Berlin und ein freiseiender Samstag. Der Hochsommer drückte sich breit in die Stadt und auf das Land.

Stand der Bachelorarbeit: 15 Seiten schlechter Text. Bis zum Ende des Monats die 30 Seiten schlechten Text hinzubekommen, ist noch möglich.

Der Kaptain durchlief alle menschendenkbaren Untersuchungen, bis auf die eine, die auf Montag angesetzt wurde. Immerhin fand sie jemand, der ihr auf dem E-Book-Reader das Krankenhaus-Wlan einrichtete. Wir wünschen Kopf hoch.

Freitag früh ein Reh zum Frühstück. Ich kam um 5:40h an das Bungalowfenster, und sah wie es sich grad erhob und zum Frühstück ein paar Knopsen einer Ramblerrose snackte, die wir außerhalb des Zauns auf die Ausgleichsfläche gesetzt hatten. Ein Gefühl zwischen „Oh wow!“ und „Verschwinde, du Mistviehl!“

Fahrräder und ChatGPT

Kurz danach: Der Prignitz-Express von den Latifundien zu den Südkreuz Offices und zum Freitagabend ein überfüllter RE mit Pendlern, Wochenendausflüglern mit Fahrrad und Kegel und einem halbierten Zug. Rudelkuscheln im Regio.

Während der diversen Bahnfahrten, sah ich jemanden eine Dreiviertelstunde offensichtlich einer Erwerbsarbeit nachgehen, die nahezu ausschließlich in der Bedienung von ChatGPT auf dem Tablet bestand. Und ich fragte mich, ob das ein Zeichen dafür ist, dass sein eigentlicher Job bald überflüssig ist und ChatGPT den middle man ersetzen wird?

Endlich einmal gelang es mir, etwas zur Graugießeren Velten zu recherchieren, deren imposante Industrieruine ich regelmäßig vom Prignitz-Express aus sehe und die ich doch immer wieder vergesse bis ich mein Ziel erreichte. Offenbar ein Teil des ehemaligen Stahlwerks in Hennigsdorf, aber doch älter als dieses.

Echsenmenschen

Madame traf sich Freitagabend auf den Latifundien mit der Selbsthilfegruppe Ex und ich durfte freundlicherweise dabei sein.

Der Brandenburger Waldgänger erzählte, wie er erst im Wald seinen alten Job fand – Anzugjob am Potsdamer Platz, der Chef war Jäger und jetzt seine neue Beschäftigung: „Da steht halt so ein Sägewerk neben meinen Wald und die sind alle ganz gemütlich da.“

Nebenbei schaffte er es, einen Stapel an Würsten, Schweinefleisch, Geflügel und Käse gleichzeitig auf dem Grill für eine Neunergruppe gar zu bekommen – Respekt.

Es gab Aperol und alte Geschichte, neue Entwicklungen und immer wieder staunen, was man alles durchmachen kann. Gesprächsthema: Schlechter Job oder Rente? Was ist schlimmer?

Sommerfestzeltaufbau

„Bringt zur Versammlung Stühle und Eure eigenen Becher mit.“ Die Versammlungen des Gartenvereins sind nicht wie andere Versammlungen.

Spannend der Unterschied zum letzten Wochenende: Letzte Woche: Wikimedia Deutschland, 113.000 Mitglieder, 180 Angestellte – 210 Minuten Versammlung, Samstag der Gartenverein, 90 Mitglieder alles ehrenamtlich – 120 Minuten Versammlung.

Bei WMDE alles minutiös durchgeplant, mit Hybridteilnahme, einer professionellen Online-Regie, Rechtsanwalt und Moderation, die am Tag vorher einen mehrstündigen Generaldurchlauf gemacht hatte.

Hier ein Ereignis, bei dem die Wahl so informell war wie möglich („Muss ich wirklich jedes mal fragen, ob sich noch jemand bewirbt? – Ja, musst du.“), und inklusive mehrminütiger Diskussion weil zwar zwei Personen zweite*r Gartenwart*in werden wollte, aber niemand Erste. Dafür konnte es halt passieren, dass das Festkomittee noch ein paar ausgiebige Schwänke vom Kuchenbuffet erzählte und sich in Details zum Sommerfestzeltaufbau verlor.

Letztlich war es entspannt. Alle großen Spannungspunkte der letzten Jahre haben sich in Wohlgefallen aufgelöst oder sind andernweits befriedet. So war Zeit, neben dem Sommerfest und dessen Kuchenbuffet auch noch über die Waschbären zu reden. Der Vereinsvorstand belegte sie mit einem Bannstrahl.

Der Einsatz des Jägers wurde letztes Jahr noch abgeblasen, nachdem sich herausgestellt hatte, dass die Waschbären zwar lebend gefangen werden, aber danach trotzdem umgebracht.

Was kein Wunder ist. Welche*r Jäger*in würde sich beliebt machen mit dem Satz „Ich hab hier noch ein Dutzend Waschbären, darf ich die bei Ihnen aussetzen?“

Nun aber scheint zumindest bei einer Partei der Leidensdruck so hoch, dass sie auch der Waschbärtötung zustimmen würde.

Früher trugen Studenten Kokarden, vermutlich deshalb heißt die Kokardenblume auch Studentenblume

Nach der Vereinsversammlung kamen Miss Bilanz und die Hamburger Washingtonerin oder auch die Seattler Hamburgerin. Aber das ist eine andere Geschichte für einen anderen Blogpost. Erst einmal will ich nur vom Garten erzählen.

Denn quasi von März bis Oktober denke ich „Wir haben ganz schön viele Insekten im Garten.“ An einigen ausgewählten Tagen an „Ich bin Franz von Assissi der Schmetterlinge und Wildbienen. Ich mache einen Schritt und überall schweben sie um mich herum.“

Ein solcher Tag war es, die Schmetterlinge finden Temperaturen jenseits der 30 Grad offenbar besser als ich. Neben den üblichen – Kohlweißling, Zitronenfalter, Hauhechelbläuling – gesellten sich Mengen an Distelfalter, kleinen braun-orangen Tierchen (noch unbestimmt) und Schachbrettern. Sie balgten und sie liebte sich.

(Und ich freute mich, dass der Halluzinator den Schachbrettfalter als Indikator für gesunde Wiesen betrachtete – da ließ ich mal alle Skepsis ob seiner Kompetenz sein). Ein Wesen, eine Mischung aus Mücke, Heuschrecke und Taube, versuchte ihren Legerüssel in meinem Arm zu platzieren. Ich hoffe ohne Erfolg.

Die Rosen blühen wie blöde, und auch das Reh war mehrfach da. Vor allem aber konnten wir im milden Lüftlein sitzen, die Tageshitze unter dem Sonnenschirm auswarten, und Abends dann in Bewegung übergehen.

Some Science

Willkommen im Museum of All Things

Küchenlatein wird 20 und da gratuliere ich natürlich!

Zur Geschichte des Harzens in der DDR. (mit dem tollen. tollen Harzmobil)

Herr Rau recherchiert Schreibmaschinen-Kunst.

ChatGPT macht dumm.

Warum google meint, dass am 11. eines Monats weniger passiert als an anderen Tagen.

Ein Gedanke zu „25-06-21 Bannstrahl für Waschbären“

  1. Ja, das Harzmobil ist schon eine interessante Sache!

    Und Tagetes heißen auch Studentenblumen – wahrscheinlich, weil sie in der Anzucht so einfach sind, dass sogar Studenten das hinbekommen. 😅

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