22-12-05 Bei 2 Grad weniger hätte es geschneit (WMDEDGT)

Gegen 5:30 wache ich auf, bin aber noch so müde, dass ich nicht einmal die Ziffern am Wecker enträtseln kann. Nach fünf Minuten Anstrengung gelingt es mir, ich beschließe, dass ich noch eine Stunde Zeit habe und schlafe ob der Anstrengung sofort wieder ein.

6:45 Der Wecker klingelt. Das Radion läuft. Aufstehen ist unmöglich. Bin 7:20 überlege ich, ob das aufziehende Krankheit, Urlaubsreife oder nur Novemberfeeling ist. Entscheide mich schließlich für das Letztere und stehe langsam auf.

7:30 Beim Frühstück erzählt Madame, dass Berlin schon keine Wahlhelfer*innen mehr für die wiederholte Abgeordnetenhauswahl haben möchte. Wir waren letztes mal beide dabei. Bei uns beiden im Wahllokal lief es gut und sie hat wieder versucht, sich anzumelden. Aber es gibt nur noch offene Plätze in Treptow-Köpenick. Was von Schöneberg aus ähnlich weit weg ist wie Halle/Saale.

8:20 Regen. 1 Grad. Sturm. Ich denke noch, dass zwei Grad weniger und Schneefall uns Aahs und Oohs des Entzückens bringen würden. Aber es hilft nichts, die zwei Grad mehr verwandeln jeden Entzückungslaut und Flüche. Bei Regenwind steige ich auf’s Fahrrad, um die heute glücklichweise kurze Strecke zum Südkreuz antreten. Zwischendurch trefe ich die Polizist*innen, die die Autobahnabfahrt gegen Klimaaktivist*innen mit Klebstoffuntergrund bewachen und denke „ihr armen Schweine.“

8:30 Ampel. Keine anderen Radler neben an. Jedes Winter wieder erstaunlich, wie schnell plötzlich die Zahl der mit-mir-radelnden Zusammenbricht. Ich überquere die Straße, mache das obligatorische Der-Himmel-über-Höffner-am-Morgen-Foto und checke mich ein.

8:40 Der Novembermood-im-Dezember ist auch im Rest-Büro verbreitet. Ich habe dort schon mehr enthusiastische Lebensfreude gesehen als heute. Trotzdem/deswegen verläuft der Rest des Arbeitstags zu interessant, um darüber schreiben zu können. Irgendwann nachmittags schleicht sich ein leichtes Freundenlächeln in mein Gesicht, als ich mit einer Kollegin in der Schwimmhalle telefoniere und allein am Schall und den Hintergrundgeräuschen bemerke wo sie ist.

13:00 Nachdem wir gestern Zum Schwarzwälder Hirsch streamten, motiviert mich das, mittags die Blumenfisch-Raststätte aufzusuchen. Nicht nur der sympathischste Lunch-Ort der Gegend sondern auch der einzige Lunchplatz, der weiß wie man Salat und Gemüse zubereitet. Die Kollegen habe ich aufgrund des interessanten Arbeitstags verpasst, ich nutze die Gelegenheit nach Hause zu telefonieren und Abendessen zu klären.

Eingang zur Raststätte

17:20 Feierabend. Der eklige Regensturm hat sich in Nebel verwandelt. Das fühlt sich einen Tick besser an und ist auf jeden Fall fotogener. Mir fällt ein, dass heute ja der WMDEDGT-Tag ist und mache ein paar Fotos. (WMDEDGT = Was machst Du eigentlich den ganzen Tag. Diverse Blogger*innen schreiben auf, was sie den Tag über machen, gehostet bei Frau Brüllen).

17:21 Da ich zu spät dran bin, um Madame noch zu Hause anzutreffen, drehe ich eine Runde durch den Südkreuz-Edeka, kaufe Roggen- und Kuhhornmilch.

18:05 Ankunft in der leeren Wohnung. Ich beginne damit, Lakritz-Minz-Tee aufzusetzen und Post zu sichten: Gut, die Jahresabrechnung vom Strom. Wir haben schon im Frühjahr aus eigenem Antrieb den Abschlag heraufgesetzt und das zahlt sich jetzt im wahrsten Sinne des Wortes aus. Nicht so gut: die Riester-Abrechnung.

1807: Auf zu weiterer Lektüre. Ich beginne, mich etwas durch das Internet zu lesen.

Die College-Football-Playoffs stehen. Georgia gegen TCU (Texas Christian University) und Michigan gegen Ohio State. Alabama ist raus.

Faszinierend: Alles über Wellpappe-Verpackung im New York Times Magazine. (Der Stoff, der die Welt zusammenhält – hier Paywallfrei)

Traurig: der Ukrainische Autor und Wikipedianer Volodymyr Vakulenko ist gestorben. Nachdem die russische Armee sein Dorf Kapytolivka in der Region Charkiv besetzt hatte, entführten sie ihn Anfang März. Ein DNA-Test brachte nun die Bestätigung, dass er gestorben ist. Da ich heute Abend sowieso privaten Bürokram machen möchte, erinnere ich mich selbst daran, die Spende an Apotheker ohne Grenzen zu überweisen.

1830: Ich beginne mit diesem Blogpost und werde mir gleich verschärfte Gedanken um das Abendessen machen bevor Madame wiederkehrt.

2044 Bis hierhin habe ich Gemüsereste vom Wochenende in den Dämpfeinsatz des Dämpftopfs geschnitten (Rosenkohl. Kürbis, Paprika, Lauch), eine Thunfisch-Sahne-Sauce angesetzt, diverse Mails abgearbeitet, Geld überwiesen und inspiriert durch Riester- und Strom-Kontoauszüge ein paar Excel-Tabellen angepasst. Mein – eh niedriger – Riester-Bestand ist seit August um 8% geschrumpft.

2303 Den Abend über habe ich Spar-Vitello-Verdure zubereitet und zusammen mit Madame gegessen. Geld an Apotheker ohne Grenzen überwiesen. Diverse Libre-Office-Dokumentvorlagen angepasst. Zwei To-Do-Listen auf den aktuellen Stand gebracht. Eine spannendere Mail beantwortet (die Antwort auf die zweite verschoben) und ein Weihnachtsgeschenk finalisiert. Die Aktivität, die am längsten benötigte, war allerdings das Update der dm-Foto-Bestell-Software. Und nun geht es ohne Buch oder Fernsehen ins Bett. Denn es wurde spät.