Eingang zum Kaufhaus Schocken.

23-10-31 Der älteste Stuhl Sachsens

Wir entschieden uns für Paula in hellblau und Puff No.9.

Madame nutzte den Berliner Nicht-Brückentag um einem Internetgerücht hinterherzurecherchieren: Gibt es im griechischen Supermarkt Ariston wirklich das beste Olivenöl des Ortsteils? Wir werden testen.

Auf jeden Fall gibt es bei Ariston tiefgefrorenes Miesmuschelfleisch, welches es erlaubt, Miesmuscheln als einzelne Zutat unter mehreren, auch bei haushaltsüblichen Rezepten, zu verwenden. Madame kochte Skinny Bouillabaisse und bloggte über Ginger Chicken.

Der Dachgerüstsfahrstuhl schaffte einen LKW voller Dachbalken auf das Dach. Tagsüber hören wir Bohrgeräusche. Uns scheint, die Dachbaustelle macht ernst.

Wohnung 2R scheint nach Jahren des Renovierens wieder bewohnt.

Warum gibt es keine Wellenbad-Badewannen mehr?

Chemnitz. So viel Input in so wenig Zeit.

Ich beginne chronologisch am Samstag Mittag, und schaue, wann mir das Gedächtnis ausgeht.

SCHOCKEN war ein Kaufhaus, vielleicht das Kaufhaus in Chemnitz. Es gehörte zum Konzern der Zwickauer Brüder Salman und Simon Schocken. Diese ließen 1929/1930 durch Erich Mendelsohn ein modernes Kaufhaus für eine moderne Stadt errichten; ich möchte sagen ein ikonisches Gebäude. Während das Kaufhaus Tietz eher für die gehobeneren Stände war, wollte Schocken die demokratische Masse bedienen: Aufbruch in eine neue Zeit des Massenkonsums.

Dann kam das übliche deutsche Elend: Boykott durch Nazis, gewaltsame Arisierung, HO und Kaufhof. Bis das Haus zusammen mit dem ehemaligen Kaufhaus Tietz an die Chemnitzer Wohnbaugesellschaft fiel. Nach einigen Jahren des Rätseln über seine Zukunft zog im Schocken das neu gegründete Staatliche Museum für Archäologie Chemnitz (smac) ein.

Eingang zum Kaufhaus Schocken.

Ikonisches Haus, direkt neben unserem Hotel, spannendes Museum, interessant aussehende Sonderausstellung über die Archäologie des Wohnens: Wir waren gebucht.

Ich betrat die Ausstellung und war skeptisch: Die Ausstellung ist nicht chronologisch oder nach Fundorten gegliedert, sondern nach Wohnbereichen gegliedert: Haus / Feuer (Küche) / Lager-Vorräte / Sitzen / Wasser (Bad; Nassräume) / Schlafen / Deko. Es beginnt mit „Haus“. Und das allererste sichtbare Ausstellungsstück ist ein Puppenhaus von 1930, Leihgabe aus dem Berliner MEK.

Grundsätzlich finde ich Ausstellungsgliederung gegen den Strich toll. Ich aber fragte mich: Richtig alte archäologische Funde sind meist grau-braun. Sie sind nur mit Mühe zu erkennen und fordern immer ein gewisses Maß an Phantasie. Wie sollen die in einer Vitrine mit bunten, heilen Sachen aus dem 18/19/20/21. Jahrhundert konkurrieren können? Geht nicht die eigentliche Archäologie unter?

So hingen ein paar daumengroße Holzstöckchen an der Wand; In eine Form gebracht, in der man eine Stuhllehne herbeifantasieren konnte. Daneben stand die sinngemäße Beschriftung: Möbel vergehen schnell und tauchen nur selten als archäologische Fundstücke auf. Dieses Fundstück aus dem Mittelalter wurde bei den Ausgrabungen als ältester Stuhl Sachsens bezeichnet.

Zu meiner Überraschung gingen die Fundstücke nicht unter. Im Gegenteil. Bei „normalen“ Ausstellungen zu Altertum und davor denke ich irgendwann „und noch ein alter Stein. Wow.“ Hier war es anders. Gerade wenn man zum Beispiel Kisten und Truhen aus dem 17. bis 20. Jahrhundert sah, dachte ich bei jedem keltischen oder ägyptischen Exemplar: Wie krass! Und das ist jetzt zehnmal so alt. So spannend, wie die Gegenstände über die Jahrhunderte irgendwie immer das gleiche waren (Feuerstelle, Truhe, Waschgelegenheit) und doch so verschieden.

Wie sehr die Menschheit sich am selben Thema seit Jahrtausenden abarbeitet. Entgegen meinen Erwartungen war ich positiv beeindruckt. Wie sehr haben sich Stuhl/Bett/Kochstelle alleine in 300 Jahren von 1700 bis 2000 verändert und wie krass ist es, daneben ein 3000 Jahre altes Exemplar zu sehen.

Den Eindruck konnten dann auch kleinere Schönheitsfehler nicht verhindern: die aktivierenden Mitmach-Elemente waren das was man halt 2023 als Ausstellungskurator*in so machen muss, wirkten aber etwas unmotiviert. Drollig war der Englisch-Konflikt gleich zu beginn.

Deutscher Ausstellungstext:

  • Im Englischen gibt es nur ein Wort für Wohnen und Leben: Living.

Englischer Ausstellungstext, direkt daneben:

  • Dwelling and living are closely related words.

Downtown, Uptown, Midtown

Merke: Wir müssen nach Hochdorf/Enz. Dieses Bronze-Keltensofa in der Ausstellung: Meine Güte!

Kaufhaus Schocken, im Bewegtbild auch in alt: Schocken – Das legendäre Kaufhaus in Chemnitz– („Unser“ Hotel tritt im Film noch als Baugrube auf)

Viel mehr zu Salman Schocken. Unter anderem etablierte er Haaretz.

Auf der Rückfahrt erfreuten wir uns am Modellbahnmodell im Bahnhof Chemnitz. Wir staunten, dass es die Modellbahnanlagen immer noch gibt. Umso erfreulicher, dass es auch eines im bis-an-die-Zähne-umgebauten und sanierten Bahnhof Leipzig gab. Direkt darauf veröffentliche die Zeit die Geschichte dahinter: Der letzte Bahnchef. Auch diese Bahnen sind, wie so vieles, von um sich greifender Verrentung bedroht.

Poupou bloggte über Bildung. Die Kaltmamsell vom Gastgeben. Frau Mohnblume über Scheitern & Erfolg.

Bei Familie Rabe schneits.

Sie war noch niemals in New York. Aber durch jahrelange Lektüre des New York Magazines haben wir ziemlich klare Vorstellungen, was an New York new yorkig ist. Ein Punkt sind die Nachbarschaften von Tribeca bis Bed-Stu. Ohne Ortskenntnis können diese verwirrend sein. Anscheinend auch mit Ortskenntnis. Die New York Times veröffentlichte eine umfassende Karte von 350 New Yorker neighbourhoods: An Extremely Detailed Guide to an Extremely Detailed Map of New York City Neighborhoods (Geschenklink, ich hoffe die eigentliche Karte ist auch zugänglich.)

Herr Mess war bei den Mebistagen und war beeindruckt. Ich kann mir ungefähr vorstellen wie aufwendig es ist, ein solches System professionell aufzubauen ohne auf Standard-Business-Komponenten zurückgreifen zu können und bin auch sehr beeindruckt. Herr Rau cthuluierte.

Frau Zimtkringel buk Laugenhörnchen.