Leerer Flügek auf der Bühne des Konzerthauses

24-06-01 „Prokofiev!“

Ding Dong, auf manchen Schildern auch King Dong, ist nicht mehr. Anstelle des China-Imbisses zog dort dernächste Burgerladen ein. Wenn sich die Trends fortsetzen besteht die ganze Straße in 10 Jahren aus Ladengeschäften in denen abwechselnd Friseure und Burgerladen sitzen.

Die Hauptstraße wird die Straße der wohlgenährten Friseure und der adrett zurechtgemachten Burgerbräter.

Die afghanische Bäckerei untervermietet vier Quadratmeter an ein Reisebüro.

Mit einer Keramikinfluencerin zusammen holte ich Griffelkunst ab

WIr transportierten 81 Kilo Rasengitterstein, 75 Kilo Kies und 10 Meter Malervlies von Velten auf die Latifundien.

Ich versäumte die Ahoi-Brausen-Erdnussflips zu kaufen. Dafür recherchierte ich, dass Ahoi Brause mittlerweile zu Katjes gehört. Und dann fand ich heraus, dass Katjes ursprünglich Fliegenfänger herstellte.

Fliegenfänger sind eine Sommer-Saisonware und erforderten um 1920 Zuckersirup zur Herstellung. EIn WInterartikel, bei dem ein Unternehmen auch große Mengen Zuckersirup einsetzen kann, sind Lakritze.

Mir träumte ich bin einem verwinkelten Schwimmbad mit riesigen Hallen. Also, enge Gänge und Labyrinthe, dann kathedralenartige Hallen für die Becken. Alles ist weiß gefliest. Ich versuche herauszubekommen wo ich bin: Möckenbeck im Bergischen Land. Ich versuche mir Notizen auf dem Handy zu machen, ohne dass es so aussieht als würde ich Schwimmende fotografiere.

Am Kaiser-Richard-Platz hängen Plakate „Echte Männer wählen starke Frauen“ – ohne weitere Konkretisierung, welche Frauen gemeint sind. Fast daneben hängt die CDUlerin Hildegard Bentele (Berliner Spitzenkandidatin der CDU), nicht weit entfernt Katharina Barley, Agnes Strack-Zimmermann und Terry Reintke. Nur die AfD hat auf der Liste niemand, die sich als starke Frau qualifizierte.

Branch and Bound

Wirtschaftsinformatik fernstudieren in den 2020ern ist sehr anders als Politikwissenschaft präsenzstudieren um 2000. Ich dachte zum Beispiel, dass ich keinerlei Nachtschichten mit Abgabeschluss mehr erleben werde.

Aber denkst: die Einsendeaufgaben Planen mit mathematischen Modellen hielten mich wach. Obwohl ich das inhaltlich mehrfach durchgegangen war, kostete mich „noch mal sauber hinschreiben und ein paar loose ends festzurren“ fünf Stunden nach der Feierabendheimkunft.

Langsam verstehe ich aber die sehr gute Klausurstatistik in dem Modul – wer da die zwingend notwendigen Einsendearbeiten gemacht und bestanden hat, hat schon mal einen größeren Teil der Lernarbeit hinter sich.

Jetzt warten auf das Ergebnis.

Zur Entspannung lese ich die wissenschaftliche Methoden der Informatik. Das ist ausnahmsweise mal wirklich chillig, endlich mal ein Kurs bei dem mir das schon bestandene Studium weiterhilft. Außerdem mag ich Einheiten, die xkcd zitieren und am Rande korrekt wiedergeben können wie Wikipedia funktioniert.

Musicbox

Manchmal muss Madame Frankfurter Zeitungen lesen, um von Veranstaltungen in Berlin zu erfahren. Aus der FAS erfuhr sie vom Berliner Klavierfestival. Eine Woche im Konzerthaus wunderbare Solokonzerte. Am Donnerstag spielte Marc-André Hamelin

  • Maria Szymanowska – Polonaise f-Moll
  • Maria Szymanowska – Etüde Nr. 15 C- Dur
  • Franz Schubert – Impromptu für Klavier Es-Dur op. 90 Nr. 2 D 899
  • Robert Schumann – „Waldszenen“ op. 82
  • Maurice Ravel – „Gaspard de la nuit“ – Trois poèmes pour piano d’après Aloysius Bertrand

Sei es, weil mein letztes Klavierkonzert in einem Park in Warschau stattfand, sei es, weil ich wusste, dass Szymanowska Polin war, sei es weil eine Polonaise ein beschwingter Tanz ist, sofort fühlte ich mich schwebend im Park am See, an den Ufern blühende Sträucher, glücklichen Menschen, die Bänder schwingen. So blieb es auch den Schubert hindurch. Ein Mann, ein Klavier, eine stetige Leichtigkeit.

Nach der Pause Schumann – wir fanden nicht recht zusammen. Und dann Ravel: Wo Szymanowska und Schubert schwebten, war das eine schwerelose Achterbahn mit dem einen oder anderen Looping. Meine Güte.

Dann Zusage. Hamelin sagte sein erstes Wort des Abends „Prokoviev“ und spielte. Später forderte jemand im Publikum „Hamelin!“; dann wurde er gar wortreich, sagte „That’s right.“, sein Stück war erst für weitere Zugaben geplant, aber spielt er es jetzt.

Nebenbemerkung: Wie anders das Publikum als in Philharmonie und Oper. Mittelälter – die Fraktionen Ü70 und U30 waren fast nicht vertreten. Mehr im gehobenen Bürodress, weniger Kostümierung, weniger „ich habe so unfassbar viel Geld, dass ich noch nie arbeiten musste“ und auch nerdiger, konzentrierter. Selten erlebte ich in Berlin so diszipliniertes ein Publikum, das so bei der Sache war.

Leerer Flügek auf der Bühne des Konzerthauses

Hackgraupen

Mehr Rezepte sollten Graupen enthalten.

Mehr Rezepte sollten den Satz enthalten: Jetzt erstmal Füße hoch und Pause.

4 Gedanken zu „24-06-01 „Prokofiev!““

  1. Danke, das Rezept hat noch mehr solche Lücken, man muss sie nur als solche nutzen.
    Schönen Sonntag!
    Ilka

    1. Neuer Name, dreifacher Preis, vielleicht entdeckt jemand eine Graupen-Verwendung im Ajurveda – und in zwei Jahren sehen wir sie wieder in der Sternegastronomie.

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