25-02-02 Vecchia zimarra, senti

Im Berliner Schillertheater finden 1070 Personen Platz, in der Komischen Oper (vor der Renovierung) 1190 Personen.

Sushi Goku am Kaiser-Richard-Platz schließt schon wieder und wird sich als Restaurant Al-Sult wiedererfinden.

Die Zeugen Telekoms klingelten erneut. Sie wollten wieder mit uns über Glasfaser reden. Immerhin hatten sie eigentlich schon im Hausflur die Glasfaser-Leitung in unsere Wohnung gesehen. So ließen sie sich schnell von „hammwa schon, wollnwa nich nochma“ überzeugen.

Wartend vor der doppelverlegten Bushaushaltestelle. Vor mir bremst ein Lastenrad. Der Lastenradfahrer schaut Richtung Gulli und flucht. Er steigt ab und fängt an zu telefonieren. Später sehe ich den platten Reifen am stehen gelassenen Rad. Ach, Berlin, ach, Glasscherben auf Wegen und Straßen.

Bei Decathlon erwarb ich neue Beißringe. Aka ringförmige Handkrafttrainer. Aka Mausarm-Verhinderungsgeräte. Denn aus Schaden wurde ich klug, und seitdem die Beißringe im Einsatz sind, blieb ich vom Mausarm verschont.

In Perleberg (Prignitz) demonstrierten 300 Menschen gegen Faschismus. Ich verneige mich vor Respekt.

Im Tagesspiegel lese ich, dass Grüne und die Linke Rekordzahlen an Parteieintritten melden.

Madame stand Donnerstag mit 5999-12999 anderen Demonstrant*innen vor dem Adenauerhaus, mal kurz der CDU sagen was okay ist und was nicht. Sie war ziemlich früh dort und beeindruckt vom Anfang der Demo. Die wirkte so als wären einfach Menschen aus den Bürohäusern nebenan in Bürokleidung mit Aktentaschen gekommen – und das ist die Klientel, deren Protest die CDU wirklich schmerzt.

Freitag: Wochen-End-Erschöpfung. Nur um Haaresbreite gelang es mir, drei Minuten vor Beginn der Pflicht-Anwesenheits-Zeit am Arbeitsplatz sitzen.

Sì. Mi chiamano Mimì

Der erste Komische-Opern-Besuch der Saison ließ sich bis zum 31. Januar Zeit. Zusammen mit drei HSV-Fans und einer Musiklehrerin gingen wir zur Barrie-Kosky-Inszenierung von Puccinis La Boheme. Den beiden jüngeren Besucher*innen wurde die übliche Sawade-Schokolade am Opernausgang versprochen.

Die Oper erzählt die Geschichte von 6 Bohemians im Paris der 1830er. Sie hungern, sie frieren, sie feiern, sie lieben sich, sie streiten sich, sich machen Kunst und am Ende stirbt Mimi.

Der Stoff greift Koskys Inszenierungsthema in Berlin auf: Der Tanz am Abgrund.

Oft findet der Tanz am Abgrund im Subtext statt. Die Perlen der Cleopatra sind das urkomischste (Musik-)Theaterstück, dass ich sah, mit Schwung und Elan inszeniert, dass man gar nicht mehr weiß wohin mit den Augen. Aber Kosky, den Künstler*innen und einem Großteil des Publikums ist bewusst, dass Komponist und Librettisten 15 Jahre nach der Uraufführung des Stücks vor den Nazis flüchten mussten und Familienmitglieder im Holocaust verloren.

In La Boheme ist der Abgrund stückimmanent. Die Figuren Feiern begeisternd. Die Szene im Quartier Latin ist ein wahres Wimmelbild der Kostüme, sich Liebenden vieler denkbarer Geschlechter, tollenden Kindern, trinkenden Nonnen – wie man es sich wünscht.

Und doch: der Abschluss. Mimi (Ru­zan Man­tash­yan) liegt im Sterben. Musetta (Penny Sofroniadou) trennt sich von ihrem Lieblingsschmuck, um Mimi einen wärmenden Puff und Medizin zu kaufen.

Colline (Tijl Fav­eyts) zieht seinen abgeranzten Prachtmantel aus, steht im Unterhemd da und verabschiedet sich von diesem ins Leihaus. Danke dir alter Mantel, nie beugtest du dich den Reichen und Mächtigen. In Deinen Taschen verkehrten Philosophen und Poeten. Aber nun musst Du gehen. Zum heulen:

Le mie grazie ricevi
Mai non curvasti il logoro
Dorso ai ricchi ed ai potenti
Passâr nelle tue tasche
Come in antri tranquilli
Filosofi e poeti

Im Hintergrund der Bühne Daguerrotypien aus der Zeit der Handlung. Kostüme und Beleuchtung lassen die Figuren teilweise so wirken als wären sie in ihrer Monochromität Teile der Daguerrotypie.

Sicut cervus

Während die HSV-Fans eine Führung durch das Olympiastadion bekamen, brachen wir Samstag auf zum NoonSong – immernoch erstaunt, dass es ihn gibt, immer noch erstaunt, dass wir die ersten 700 Veranstaltungen verpassten.

Ein kurzer Gottedienst in der Kirche am Hohenzollernplatz. Eine Liturgie, angelehnt an den anglikanischen Evensong mit professionellen Sänger*innen und von Anfang bis Ende (sans Lesung) gesungen. Eine eindrucksolle Kirche, eindrucksvolle Musik, ein nahezu perfekter Start in ein Wochenende.

Der 701. NoonSong , letzter Sonntag nach Epiphanias und einen Tag vor Lichtmeß feierte das Ende der liturgischen Weihnachtszeit: mit Musik aus Renaissance und Barock

Zum selber ansehen von diesem Samstag: Heinrich Schütz: Das Wort ward Fleisch. (der ganze NoonSong im ganzen Video)

Lernen und Schreiben

Wir entdeckten: Der NoonSong hat seinen einen Wikipedia-Artikel.

Schöne Idee, unbedingt beibehalten: Was ich im Januar gelernt habe (und danke für die Links)

Anderswo gelernt: Zwirnbinden, manchmal auch als Zwirnflechten benannt, ist eine der ältesten Techniken, um geschlossene Flächen aus Fasern verschiedenster Stärke herzustellen. Dabei wurde mir klar, der Übergang von der Textilherstellung zum Korbflechten ist fließend.

Warum Nazis KI-Bilder lieben. Geschichte der Gegenwart: Echte Emotionen. Generative KI und rechte Weltbilder

Den Vormittag verbrachte ich mit Mailverkehr, ich schrieb diejenigen in der SPD, die gestern nicht mit abgestimmt hatten, an und fragte warum. Außerdem fragte ich noch bei Herrn Wanderwitz nach, aus persönlichem Interesse und ich bedankte mich bei Frau Tillmann für ihre Haltung – sei wie Frau Novemberregen.

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