Bühnenbild von Rusalka. Es stellt einfach eine Verlängerung des Zuschauerraums dar, eine weiße Wand mit Stuck.

23-01-23 Lkáním, štkáním, naříkáním

Mein Freund der Geldautomat ist weg. Er ging zum späten Jahresend. Du gingst ’22, ich kam zu spät. Und so stand ich dann da. Erst 500 Meter zu weit geradelt – denn das Gebäude war nicht mehr beleuchtet – und dann stand ich vor einer verschlossenen Tür mit einem unmotivierten Schild. „Diese Filiale ist geschlossen. Kuck halt im Internet wo du eine andere findest.“ Dabei hatte ich viele Einwände gegen diesen Santander-Automaten. Aber er war das letzte mir bekannte Cashpool-Exemplar in Schöneberg.

Mein Freund, der DHL-Späti, nimmt keine Pakete mehr an. Praktisch an unserer Wohngegend ist, dass im Straßenblock etwa 10 Spätis wohnen. Verwirrend ist, dass die DHL-Annahmestelle im Ringelreihen durch die Spätis wandert. Anscheinend sucht sie einen neuen. Wir hoffen, der aktuelle und DHL finden sich wieder. Denn der aktuelle war ungewöhnlich gut.

Wie ignorant kann man sein? Sein Wochen schreiben die Medien, dass eine neue Corona-Welle droht wegen des chinesischen Neujahrsfests. Social Media ist selbst im deutschen und erst recht im englischen Sprachraum voll von Neujahrswünschen und Erklärungen. Und doch saßen wir gestern im chinesischen Restraunt und staunten „Ach, ist Neujahr?“ Immerhin hatte ein sechster Sinn uns dazu bewogen, selbst an einem Sonntagnachmittag einen Tisch zu reservieren. Und so kamen wir nach Jahres des eigentlich-sollten-wir-mal in die Peking-Ente, hatten weit überdurchschnittliche Dim Sum, Seetangsalat, „Drei Köstlichen auf Reiscrackern“ und Sternanis-mariniertes Huhn.

Ein gelungener Besuch. In der Gegend zwischen Brandenburger Tor, Potsdamer Platz und Regierungsviertel ist es schwierig, ein Restaurant zu finden, das primär weder auf dämliche Touristen noch auf spesengeldreiche Lobbyisten abzielt. Jede Lokalität, die wir finden, merken wir uns als Insel im Meer der gastronomischen Trostlosigkeit Berlin-Mitte.

Danach ging es weiter, Geburtstagsgeschenke einlösen. „Rusalka“ in der Komischen Oper. Oper von Antonín Dvořák, musikalisch zwischen Spätromantik und Wagner, also voll auf die Fresse mit Vollgas und allen Registern gezogen. Bemerkenswert im ganzen Ensemble Tijl Faveyts (Bass) im Gesant und Kim-Lillian Strebel (Rusalka, insbesondere für Schauspielerei).

Die Geschichte ist das klassische Meerjungfrauenmärchen. Meerjungfrau will an Land, verliebt sich in Mensch und schließt Pakt mit Hexe. (Erster Akt). Mensch ist zu schwach und unvollkommen für Meerjungfrau. Alles geht schief. (Zweiter Akt) Aufgrund des Pakts kann die Meerjungfrau auch nicht mehr zurück. (Dritter Akt)

Barry Kosky misstraute offenbar so viel Kitsch-Möglichkeit mit Märchen und Spätromantik und Wagner und setzte eine im Beginn gewisse Ent-emotionalisiertes Inszenierung dagegen. Ein Bühnenbild, das einfach den Zuschauerraum aufnahm, reservierte Kostüme, keine Props, nur gelegentliche Albernheiten. Hatte sein Momente, wäre aber nichts wovon ich schwärmen würde.

Bühnenbild von Rusalka. Es stellt einfach eine Verlängerung des Zuschauerraums dar, eine weiße Wand mit Stuck.
Bühnenbild. Sieht aus als würde der Bühnenraum der Komischen Oper fortgesetzt.

Wäre da nicht der dritte Akt. Rusalka hat in diesem das Wasser verlassen, bei den Menschen keine Heimat gefunden und muss ihr „Leben“ als Irrlicht fristen, das Menschen in den Sumpf lockt. Der Prinz, trauert, hadert mich sich ob seiner temporären Schwäche und sucht das Zaubermädchen. Der Wassermann gelobte Rache an den Menschen. Und dieser Akt, ist nun so verstörend inszeniert, irgendwo zwischen Rocky Horror Picture Show, Horrofilmen, großer Oper und Aktionskunst. Dort kommt alles zusammen und alles, was sich in den ersten zwei Akten schleppend anging, ergibt Sinn. Große Oper.

Erinnert sich noch jemand an dctp.tv von Alexander Kluge: Es gibt eine Folge zur Komischen-Oper-Rusalka.

Madame plante nach Hennigsdorf zu fahren.

Heute lernte ich: In Posen (Polen) bekommt man als Blutspender eine kostenlose Jahreskarte für den ÖPNV.

Wie viele andere Menschen versuche ich zu verstehen, was unsere Regierung und Olaf Scholz zum Thema Leopard-Panzer macht und warum? Der Spiegel bietet eine Erklärung: Das Kalkül des Kanzlers