Vor Abgabe
What a ride. Die „Eingführung in die objektorientiere Programmierung“-Prüfung ist vorbei + das war mal ein Erlebnis. Sonntag stand noch komplett im Zeichen des Lernens, Rekapitulierens und des „Wo kommt denn dieses Unterkapitel auf einmal her? War das schon immer Teil des Stoffs?“
Montag Vormittag folgte die Vorbereitung des Spickzettels: wir durften ein A4-Blatt mit in die Klausur nehmen, gefüllt mit Inhalten und Formaten unserer Wahl – und das wollte am Montag strategisch geschickt erstellt werden. Im Gegensatz zu den meisten meiner Mitschreibenden entschied ich mich für leserliche Schrift (10 Punkt), Überschriften, und nur einige kurze Anrisse. Die meisten hatten anscheinend versucht, das halbe Skript in 3-Punkt-Schrift auf einen Zettel zu bekommen.
Wir waren 12 Leute in dieser Pflichtklausur 2/3. Semester. (Zum Vergleich: Zur Pflichtklausur erstes Semester waren noch etwa 60 Menschen erschienen – sagt etwas über die Durchhalteraten dieses Studiengangs). Und ich habe selten in meinem Leben in einer „Wissensklausur“ mit vielen Fragen wirklich die komplette Zeit durchgeschrieben und litt am Ende in Zeitnot. Ich bin eigentlich immer früher fertig: entweder weil ich es weiß, oder weil ich zumindest sicher weiß, dass es ich nicht weiß. Heute war es zwei Stunden durchpowern. High Intensity Klausuring.
(Immerhin fiel mir noch auf, dass die Klausuraufsicht mich in ihrer Art an einen jungen Sheldon Cooper erinnerte)
Ergebnis: Ich beantwortete 90% der Fragen, bin mir sicher, dass meine Antworten alle tendenziell in die richtige Richtung gingen – aber ob sie weit genug in diese Richtung gingen zum Bestehen – ich weiß es nicht. Chapeau übrigens an den Lehrenden: er verzichtete komplett auf Multiple Choice und stellte Fragen, die entweder in Text oder in Stift-auf-Papier-geschriebenem Javacode beantwortet werden mussten. Es ist sicher kein Spaß, dies zu korrigieren.
Nach Abgabe
Und nachdem ich hoffte, dass der Bubblesort ein paar nötige Punkte eingebracht hatte, war mein Hirn leer. der Adrelinspiegel sank gewaltig und ich war nur ein großes unsortiertes Puuuh! Madame lud mich zur Feier des Tages zum Mittagessen auf ein Butter Chicken bei Sagar ein. Und ich beschloss, mir eine BVG-Tageskarte zu kaufen und mich treiben zu lassen.
S-Bahn Ringbahn gen Westen, Norden und Nordosten: Auf zur Schwimmhalle Ernst-Thälmann-Park. Diese wurde nach längerer Zeit renoviert wieder eröffnet. Nachdem sie vorher eher ein warmes, einladendes Farb- und Lichtkonzept hatte, folgten nun blaue-kühle Farben. Respekt: die erste Berlin-83-Typenbau-Schwimmhalle in der die Umkleidekabinen nicht in-die-Ecke-gezwängt-wirken. Treiben lassen im wahrsten Sinne des Wortes.
Tram M4 gen Süden: Bis zum Alexanderplatz. Neue Baustellen besichtigen und bei Saturn kurz einen Blick auf externe Festplatten werfen.
U-Bahn U5 gen Westen: die neu eröffnete U-Bahn unter Unter den Linden. Musste ich auch mal sehen. Ausstieg bei Dussmann – das Kulturkaufhaus. Die CD-Abteilung ist wirklich arg geschrumpft, die Gruscht-Deko-Anteile im Sortiment sind gestiegen. Aber noch gibt es vier Etagen Musik und Bücher und noch ist das ein gefährliches Pflaster für mich.
Ein versuchter Kurzeinkauf im Edeka am Bahnhof Friedrichstraße. Die Frau im weißen Mantel auf der Suche nach Schokopops und ich auf der Suche nach Milch liefen uns so oft über den Weg – wir waren kurz davor eine gemeinsame Band zu gründen. Zwanzig Minuten später suchte ich nach der Geheimhaltestelle für den Schienenersatzverkehr.
Bus SEV gen Süden. Warum fahren Menschen mit dem PKW nach Berlin-Mitte-Mitte-Mitte? Eine halbe Stunde im Stau stehen für 100 Meter von der Friedrichstraße bis zur Russischen Botschaft? Das ist doch in hohem Maße Widersinnig? Naja, ich stand mit im Bus – mir war’s recht, ich war ja im Modus des mich sinnlosen Treibenlassens. Da passte das gut. Ich konnte sehr ausführlich der Komischen Oper winken an der wir vorbeistanden. Der SEV bescherte mir noch eine lange Stadtrundfahrt und schließlich schleppte ich Milch und neue Bücher nach Hause.
Bücher
Ich habe ja heute den ganzen Abend Zeit an dem ich nicht lernen, werde, und ich fand ich durfte mir etwas gönnen, und Dussmann ist so toll:
Kazuo Ishiguro – Klara and the Sun. Ich liebe und bewundere The Remains of the Day – finde ihn handwerklich einen der besten Roman, den ich je las – und wollte Clara and the Sun schon länger besorgen. Da lag er nun.
Kurt Vonnegut – Slaughterhouse Five. Ich habe immer noch den Eindruck, dass der Roman in den USA nahezu Canon ist, in Deutschland aber fast unbekannt. Steht auch schon langer auf der inneren Liste der Bildungslücken. Und wo er schon auf dem Stapel „Set in Germany“ lag.
Jasper Fforde – The Constant Rabbit. Ich bin Jasper-Fforde-Fanboy. Bester Fantasy-Autor.
Olga Tokarczuk – Die Jakobsbücher. Ich erwarte 1000 Seiten persönliche Welterweiterung und Erschütterung.
Berlin wählte
Fast hätten mich meine Grünen Stimmen gereut. 110 Stimmen mehr für die Partei, Franziska Giffey hätte auf jeden Fall ihr Bügermeisterinnenamt abgeben müssen und schneller als man hätte hupen können, wäre es zur großen Autobahnkoalition gekommen.
Schön in Berlin
Dreimal Freude über den Wohnort: Während meine Mitprüfenden wilde Geschichten über die Anreise zum Prüfungsort erzählten, bin ich halt heute morgen aufs Rad gestiegen, und tiefenentspannt mit viel Frischluft auf dem Weg bei der Klausur angekommen.
„Sinnlos treiben lassen“ umfasst ein neu renoviertes Schwimmbad und lauter Orte bekannt aus Funk und Fernsehen und Literatur. Das ist schon nett.
Meine Nachbar*innen haben gut gewählt. Im Stimmbezirk: Grün 34,2% (leicht mehr); SPD 19,3% (leicht mehr); CDU 16,2% (mehr), Linke 13,1% (weniger), FDP 4,5% (weniger), AfD 3% (gleich).
(Übersichtskarte mit Ergebnissen nach Stimmbezirken)
Bitte schauen
Justine Miles gebärdendolmetsch Text unnd Musik(!) von Rihannas Super Bowl Halbzeit-Show.