Samstags kippt Madame das Schaukelschaf.
KATWARN-Meldungen aus Dithmarschen (Sturmflut) und Südbaden (Starkregen, Überflutungen) begleiten meine Tage. Die Berliner Katastrophen scheinen aktuell eher menschengemacht.
Freitag fanden sich spontane Aufkleber für eine erneute Freitagabend-Fahrraddemo gegen die aktuelle Berliner Verkehrspolitik. Je mehr ich von der aktuellen Verkehrspolitik sehe, desto eher habe ich den Eindruck, sie verfolgt kein Konzept außer „kein Platz für Fahrräder.“ Was noch weniger zukunftsträchtig ist, als das Gegenmodell „Autos sind böse.“
Auch nach 18 Monaten vermisse ich meinen alten schönen Arbeits-Radweg über den (zu den entsprechenden Uhrzeiten) leeren IKEA-Parkplatz, dann am Alboinplatz-Park vorbei und schließlich am Teltowkanal entlang. Ich machte mich wieder auf der Suche nach Alternativen. Diese sollten möglichst frei von Linksabbiegungen, Ampeln und vor allem Auto-Berufsverkehrwahnsinn sein. Das ist nicht einfach. Immerhin entdeckte ich beim Alternativentesten eine neue Fahrradquerung des John-F-Kennedy-Platzes.
Ich überarbeitete die „Über mich„-Seite auf dem Blog. Ziel: Mehr Buchstaben, weniger Inhalt.
Nach nur 15 Tagen DHL-Verwirrung gelang der Zugang zur Swappie-Sendung. Ich musste nur die bestehende Verbindung meines spezifischen Handies zur DHL-App löschen. Dann einen Brief mit QR-Code anfordern und dann wieder dasselbe Handy mit derselben App verknüpfen. „Ausschalten und wieder Einschalten.“ – in wie vielen Formen einem diese Standard-IT-Lösung begegnet.
Wir schauten Borgen in der arte-Mediathek und freuten uns: Unser Universal-Gartenmöbel, auch „das Getüm“ genannt, hat einen Cameo-Auftritt im „Kreativraum“ von TV1.
Noch letzte Woche schrieb ich, dass ein relevanter Anteil Berliner Autofahrer bei Dunkelheit und Regen von Blindheit geschlagen wird. Diese Woche verließ ich die Verwaltung und sah ein Beispiel: SUV an Laternenmast. Vermutlich beim Abbiegen die Einfädelspur um drei Meter verpasst. Angesichts dessen, dass ich neben dem Mast öfters stehe, um die Straße zu überqueren, bin ich froh über eine solche Barriere.
Wohldefiniertheit
Mein dritter Studientag: der Studientag Mathematische Grundlagen. Wie angesichts der Rechenfähigkeiten von Mathermatikern zu erahnen, dauert ein Studientag zwei Tage. Meine komplette Vergleichsgelegenheit sind die beiden (also vier) Studientage Algorithmische Mathematik aus dem letzten Semester.
Formal gibt es einige Unterschiede: Letztes Semester nahm ich vor Ort teil (in Nürnberg bzw. in Hagen). Dieser Studientag findet nur virtuell statt. Die Algo-Mathe bestritt ein gut eingespieltes Duo. Diesmal eine One-Woman-Show mit Chat-Aushelfer. Bei der Algo-Mathe bestand die Zielgruppe aus Wirtschaftsinformatik- /Informatik-Studierenden irgendwo in der Mitte des Bachelors. Dieses Mal sind es Mathe- /Informatik-Studis im ersten Semester.
Der größte Unterschied liegt bei mir selber. Im letzten Semester habe ich gefühlt nichts anderes aktiv studiert außer Algo-Mathe und dementsprechend intensiv hatte ich mich vorbereitet. Dieses Wintersemester ist das 4-Modul-Semester und so habe ich vor einer Woche überhaupt das allererste mal ernsthafter in die Mathe-Unterlagen geschaut. Ich bin also eklatant unvorbereitet.
ABER ich habe ja Algo-Mathe überwunden. Das inhaltlich auf dem Modul Mathematische Grundlagen aufbaut. Sprich: ich musste mir letztes Semester alles aus dem Nichts irgendwo beibringen, was ich jetzt formal korrekt lerne. Trotz mangelhafter Vorbereitung fühle ich mich inhaltlich mehr angekommen und orientierter als je in der Algo-Mathe.
Ein kleiner Exkurs im Begleitchat machte mir deutlich, was ich an der Mathematik an sich mag:
Studierendes 1: Aber wenn F2 abgeschlossen bezüglich Addition ist, dann müsste 1+1=2 in F2 liegen? ich kann doch nicht einfach bestimmen, dass 1+1 gleich 0 ist, oder?
S2: Doch. Das ist so bestimmt.
S3: Definieren kann man was man will.
Unterrichtender: Nicht so ganz. Es gibt so etwas wie „Wohldefiniertheit“. Aber das ist nicht Kursbestandteil.
Das mag ich. Es gibt kein absolutes „Das ist so“ oder „das muss so.“ Erst wird von Menschen die Definition erschaffen. Und natürlich lässt sich problemlos eine Pippi-Langstrumpf-Mathematik erschaffen in der gilt: 2*3 = 4 und (2*3)+3 = 9. Wahrscheinlich haben damit schon längst Mathematiker*innen gearbeitet. Aber das bedeutet nicht Willkür oder Chaos, denn innerhalb der Definition herrscht zwingende Stringenz. Totale geistige Freiheit bei innerer Disziplin. I like.
Tiere des Kaisers
Heute lernte ich: Im Handarbeitsfachhandel gibt es den Farbton „Männerbunt.“ Es handelt sich um ein unifarbiges Dunkelblau. Laut Handel geht es um eine „Kombi aus Blau und Grau, der Lieblingsfarbe vieler Männer.“ Der Farbton „fröhliches Männerbunt“ ist einen Tick heller, aber genauso einfarbig.
Madame hört regelmäßig den Podcast The News Agents USA, der US-Politik aus UK-Perspektive kommentiert. Sie erfreute mich damit, dass der Podcast eine Exkursion in die USA unternahm und (natürlich) bei der größten religiösen Veranstaltung Georgias vorbeischaute: Einem Heimspiel des Georgia Bulldogs College Football Teams.
Erinnert ihr Euch. Es gab Zeiten, da wirkte das ehemalige Google-Motto „don’t be evil“ noch nicht wie finsterster Zynismus. Es schien ein paar Jahre so, als könnten Techno-Utopismus, Geld verdienen und Menschheitsrettung wirklich Hand in Hand gehen. Ursache dafür war maßgeblich der Whole Earth Catalogue und seine Folgen. Eine Mischung aus Technik-begeistertem Versandhauskatalog und Kalifornien-Gegenkultur mit revolutionärer Hippie-Attitüde.
Aus der Szene, die der Katalog bediente, gingen viele Silicon-Valley-Pioniere hervor. Seinen Geist verkörperten sie. Jetzt, da der Geist komplett verschwand, ist immerhin der Katalog wieder da. Alle Ausgaben wurden komplett digitalisiert: https://wholeearth.info/ (mehr Hintergrundinfo bei Wired)
Einen geistigen Schlingerkurs von verstaubtem englischen Konservatismus über drogennehmende Hippies und die Heavy-Metal-Szene bis in den kulturellen Weltmainstream ging Tolkiens Herr der Ringe. Eine Fangruppe sind italienische Faschisten. Die sind an der Regierung. Ihr Kultusministerium veranstaltet in der Galleria Nazionale d’Arte Moderna e Contemporanea eine Tolkien-Ausstellung. Das ist alles so bizarr, dass selbst ich es nur schwer glauben kann.
Wer sich je mit Kategorisierungen beschäftigen musste, kennt das Borges/Foucault-Beispiel der fiktiven chinesischen Enzyklopädie mit den Tiergruppen „(a) Tiere, die dem Kaiser gehören (b) einbalsamierte Tiere (c) gezähmte Tiere (d)…“ An diese Liste musste ich denken angesichts des Wikipedia-Eintrags List of games that Buddha would not play.
Nicht alle Rollenspielgruppen waren so spießig-anständig wie wir damals.
Währenddessen in Nord-Israel nahe des Libanons.
Gut erinnere ich mich daran, des Nachts in Basel mit dem ICE anzukommen und dann irgendwie weiterzumüssen. Dieses Szenario aus professioneller Perspektive.