24-01-25 Europa mit dem Zug (Mobilfunkmast)

Am 27. Januar ist Demo „Unteilbar – gemeinsam für Demokratie“ in Oranienburg.

Madame ist wieder schwimmbadfähig. Da das Stadtbad Schöneberg auf unbestimmte Zeit in restauro ist und das Stadtbad Wilmersdorf von der streikenden S-Bahn angefahren würde, ging es zum busgünstigen Stadtbad Lankwitz.

Die Berliner Bäderbetriebe haben eine neue Website.

Der Lidl Kleiststraße öffnet erst um 8.

„Gehen Sie direkt zum Hausarzt. Gehen Sie direkt dorthin und passieren weder Demo noch Erwerbsarbeit.“ Tja nun; mein überschießender Optimismus, der mich letztes Wochenende zu „weitgehend gesund“ erklärt hatte, hielt nicht lange. Und so landete ich nach einem Tag Arbeitsversuch schnell wieder im Krankenlager.

Diesmal: Mehr offensichtliche Erkältungssysteme (Husten und Husten), dafür nicht ganz so viel Nebel im Kopf. Sofern ich darauf achte, großzügige Ruhepausen in den Tag einzustreuen, funktioniert sogar Lesen oder Internetdaddeln.

Was noch besser funktioniert: Realitys schauen. Rechtzeitig zu meiner zweiten Krankenlagerwoche startete RTL „Ich bin ein Star. Holt mich hier raus.“ Cora Schumacher streitet mit RTL und Dr. Bob darüber, ob sie freiwillig (so RTL und Dr. Bob) oder aus zwingenden gesundheitlichen Gründen (so Schumacher) das Dschungelcamp verließ. Ich vermute, es geht nicht nur um’s Ego sondern auch um’s Honorar.

Überhaupt lernte ich: Realitystar scheint kurz davor, ein Ausbildungsberuf mit Ausbildungsordnung, IHK-Zertifikat und festgefügten Karrierestufen zu werden. Berufseinstieg über Bachelor/ Bachelorette, Aufstiegsoptionen über Dutzende Datingshows. Dabei Investition in einen selbst via Tattoos und Schönheits-OPs. Als Höhepunkt für wenige Auserwählte folgt das Dschungelcamp. Die Auserwählten der Auserwählten dürfen zu Let’s Dance. Danach klingt die Karriere bei Mallorca-Parties und Möbelhauseröffnungen aus.

Vermutlich gibt es inzwischen auch Kurse und Schulen, die einen auf den Karrierepfad vorbereiten. Dort gibt es Lektionen wie „Von Null auf Drama in vier Sekunden“ oder „Verschmitzt Lächeln für Fortgeschrittene (nur für Männer)“. Die Karriere ist halt sehr kurz.

Die Zeit in der Wohnung erlaubt mir den Blick aus dem Schlafzimmerfenster. Ein paar Häuser weiter Richtung Nordost erschien ein Mobilfunkmast. Ob er auf einem Dach steht oder solo aufgestellt wurde, kann ich nicht mehr erkennen. Aber er erhebt sich über alle Dächer. Eine direkte Sichtverbindung zum Mast sollte den Handyempfang in der Wohnung verbessern.

Weiterhin ungewohnt: die U-Bahn-Exkursion mit der U4 zum Nollendorfplatz und dann zum Hausarzt. Sein Umzug von einer Miniaturpraxis – in der er alles selbst machte, es weder Sprechstundenhilfen noch Termine gab – in einen Betrieb mit einem halben Dutzend Ärzten und eigenem Labor – wirkt noch fremd. Wenigstens blieb er selbst ganz eindeutig der alte unkomplizierte und zugewandte Arzt, den wir schätzen.

Holleri du dödel da – Jodelschule Antifa

Tröt, das nicht-soziale soziale Netzwerk erlebte seinen „Twitter-Moment“. Unter dem Hashtag #Antifasticker bastelten viele Menschen plötzlich alle möglichen und unmöglichen Antifa-Sticker. Ein paar Beispiele:

Und so weiter. Dutzende! Hunderte! Das Muster ist normalerweise [Grund warum es nicht geht] – trotzdem da – [Gruppenname] Antifa.

Diese Fähigkeit sehr schnell zusammen politische Unterhaltung zu schaffen, zeichnete einst, vor vielen Jahren, Twitter aus. Mit dem Niedergang von Twitter ging sie verloren. Und jetzt ist sie auf Tröt/Mastodon zurück. Es bleibt spannend.

Madame fand Hinweise auf einen Ursprung des Süriches Magazin „Der rechte Rand“ aus dem Jahr 2021 gewesen zu sein. In der Rezeption des Artikels „100 Jahre Antifa“ tauchte „Totgesagt und trotzdem da“ auf.

Den ersten Gebrauch des kompletten Reims finde ich bei Anti-Querdenker-Demos 2022 bei denen die durchgeimpfte Antifa auftauchte „Pandemie und trotzdem da – durchgeimpfte Antifa.“

Am 27. Januar ist Demo „Unteilbar – gemeinsam für Demokratie“ in Oranienburg. Getreu dem Motto „Keine Ferien trotzdem da – Nebenwohnsitz-Antifa“ wäre ich ja gerne gekommen. Aber das habe ich letzte Woche gelernt. Wenn ich die Erkältung loswerden will, sollte ich doch aussetzen.

Nutolina: Zuggeräusch

Internetdaddeln brachte mich nach einigen Monaten Abstand wieder bei der Wikipedia Library vorbei. Und ich bin ernsthaft beeindruckt. Die Anmeldung erfolgt einzig über den (halbwegs aktiven) Wikipedia-Login. Danach dann eine Auswahl der üblichen wissenschaftlichen Datenbanken und Portale (Jstor, Springer Science, Project Muse aber auch Nature, verschiedene Zeitungsarchive, Nomos oder Duncker & Humblodt) mit Zugriffsmöglichkeiten, die einer wissenschaftlichen Bibliothek gleichen.

Wobei ich die Site übersichtlicher finde als ich die meisten Bibliothekswebseiten auf denen ich schon e-Ressroucen nutzte. Es gibt auch eine Suchfunktion quer über alle Portale. Ich bin positiv beeindruckt.

Wenn ich schon deutlich mehr wohnungsgebunden bin, als mir lieb ist, kann ich gedanklich in die Ferne schweifen. Ich stöberte durch Europa mit dem Zug von Cindy Ruch, begleitet von der dazu kuratierten Playlist.

Zu jedem Land Europas gibt es einige Seiten mit praktischen Hinweisen (Wie kann man Tickets buchen / wie kommt man mit dem Zug ins Land) und Wissenswertem (Zwei bis drei Lieblingsstrecken pro Land, geeignete Lektüre im Zug). Dazu gibt es persönliche Schilderungen einzelner Strecken wie beispielsweise dem Nachtzug Budapest -> Bukarest oder Helsinki -> Kemijärvi)

Genau das richtige Format für kurze Aufmerksamkeitsspannen und angenehmes Tagträumen. Und außerdem eine Motivation, bald die Sommerurlaubsbuchungen zu beginnen.

Eine der beiden deutschen „Lieblingsstrecken“ ist die Höllentalbahn Freiburg -> Donaueschingen. Da sollte eine Fahrt zeitnah machbar sein.

Mehr zu Antifa-Stickern bei Herrn Rau: Auch DU kannst Antifa sein.

Die Suchmaschine für das alte Internet: Old’aVista.

Frau Novemberregen: Was richten mehrere Jahre Popgesang-Unterricht mit einem an.