25-01-16 Sportler/Doping (Hagen)

Um mit einer Lektüreempfehlung zu beginnen. In den Kommentaren zum Salatpost schreibt Thomas, wie es einem Lokführer (Triebfahrzeugführer?) nach einem „Personenschaden“ mit seinem Arbeitgeber ergeht. Hochspannend, und mir gibt es Vertrauen in die Deutsche Bahn.

In Hagen hängen die Wahlplakate. Geht es nach Wahlplakatdichte wird es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der CDU mit Direktkandidatin Tijen Ataoğlu und der MLPD ohne erkennbare Direktkandidatur. Abgeschlagen auf Rang 3 das BSW. Andere Parteien sind nicht präsent.

In der realen Welt hingegen wurde der Wahlkreis Hagen durchgehend seit 1961 von der SPD gewonnen.

Im Bus auf meiner Stammstrecke DRK (Bildungsherberge) und Fernuni-Polizeipräsidium(Edeka)-Loxbaum (Umstieg zum Westfalenbad) stutzte ich kurz beim Einsteigen, dachte, im Bus sitzt der Wikipedia-Benutzer Sebastian Wallroth.

Er war es natürlich nicht. Stattdessen sprach mich der Mann beim Aussteigen an „Sie sind der einzige, der nicht auf sein Handy geschaut hat!“.

Fasziniert bin ich weiterhin vom Fernuni-Campus, der irgendwie ein Unicampus ist, mangels anwesender Student*innen und anwesenden Lehrpersonals aber auch nicht. Gefühlt sehe ich auf den Wegen immer nur Anwohner*innen, die ihre Hunde ausführen – nette Parklandschaft.

Irgendwie ein Lost Place, aber auch nicht. Denn obwohl es immer verlassen wirkt, ist halt alles in Schuss, gepflegt und funktioniert. Zur Mittagszeit kommen aus dem Nichts zahlreiche Menschen, die Mensa ist prall gefüllt.

Als Connoisseur des Unerwarteten natürlich mein Platz.

Aber ich war ja nicht nur gekommen, um die Fernuni zu bestaunen.

Das Seminar

Ich kam für das Seminar. Der bestimmte Artikel ist korrekt.

Denn das Fernstudium zeichnet sich zumindest bei den Wirtschaftsinformatikern und den Wiwis dadurch aus, dass es im gesamten Studium zu genau einer Pflichtzusammenkunft mit dem Lehrpersonal kommt: In dem Seminar.

Ich kann (je nach Lehrstuhl, Semester, Mondstand) noch an weiteren Formaten wie Mentoriaten, Tutorien, Studientagen oder anderen Formaten teilnehmen, die das Treffen anderer Menschen beinhalten – aber ich muss nicht. Das Seminar ist singulär.

Der genaue Ablauf ist je nach Lehrstuhl verschieden. Hier beim Lehrstuhl bwlquam (BWL Methoden, insbesondere Wirtschaftsmathematik) existierte eine Themenliste. Man konnte sich Themen priorisieren und diese wurden dann Ende September zugeteilt. Bis Ende November musste die Seminararbeit eingereicht werden (12 Seiten, vorgegebenes Format, ich hab einfach das LaTeX-Template des Lehrstuhls benutzt). Dann gab es eine Rückmeldung.

Und nun das Treffen in Hagen selbst. Im großen Mehrzweckgebäude, Seminarsaal B mit 20 Student*innen (16 Studenten, 4 Studentinnen). WIe immer in Hagen eine lustige Mischung. Drei im Bachelor, siebzehn im Master, im bisherigen Bildungsweg vom Fachabi bis zum Dr. Ing. alles dabei. Aber auch: bei 17 Masterstudent*innen (plus ich) hatten 18 von 20 auf jeden Fall schon einen Uniabschluss. Das Alter reichte von Anfang 20 bis um-die-Fünfzig mit deutlicher Häufung zwischen 35 und 45.

Den Tag über gab es Vorträge. Jeweils 20 Minuten Vortrag plus 15 Minuten Diskussion. Ich durfte den allerersten Vortrag halten – was ich als Glück empfand. Dann war ich durch – und ich konnte beim Rest des Seminars einfach zuhören und mitmachen, ohne die ganze Zeit im Hintergrund an mein Thema zu denken.

Ich denke ich hielt einen der erinnerungswürdigeren Vorträge der Veranstaltung und bin mir ziemlich sicher bestanden zu haben – damit ist ein Ziel erreicht.

Das andere Ziel: Bachelorarbeit an genau diesem Lehrstuhl. Da beginnt jetzt erst die offizielle Bewerbungsphase – aber ich bin auch hier ziemlich zuversichtlich, dass es gut gehen wird und ich im SoSe2025 meine Bachelorarbeit schreiben werden.

Meine Güte. Das geht in einem Tempo.

Nächste Woche gibt es ein reines Onlineseminar das Lehrstuhls. Das hat sich – entgegen der Ausschreibung – zum reinen Bachelorseminar entwickelt, weil die meisten Bacheloratis lieber online teilnehmen wollten.

Auch wenn es weder vom Alter noch von der akademischen Vorbildung her hinkommt. Da sich zufällig ein Seminar des Lehrstuhls zum Bachelorseminar entwickelte und das andere zum (fast)Masterseminar, fühle ich mich als Bachelor im Masterseminar natürlich so als wäre ich gerade zum Erwachsenentisch befördert worden.

Das Seminar fand in Raum 121 des Mehrzweckgebäudes statt. Im Gebäude selbst eine Plakette, die erst erklärt, warum es sich hier um einen beispielhaften und vorbildlichen Bau der 1970er handelt, nur um damit zu enden, dass alle nachfolgenden Gebäude der Fernuni komplett anders gebaut wurden.

Schwimmen

Abends dann natürlich die perfekte Tätigkeit zum Runterkommen: Abkühlen, Kopf unter Wasser und behutsam bewegen: Auf ins Schwimmbad.

Wenn ich in Berlin mein Mitarbeiterkärtchen an der Kasse vorzeige, um ins Bad zu kommen, entspinnt sich oft folgender Dialog:

Ich: „Einmal schwimmen.“

Kassenkraft: „Schwimmen?“

Ich: „Schwimmen!“

Gemeint ist „Du willst wirklich nicht in die Sauna, du kämst doch umsonst rein?“ Antwort: „Nein, wirklich, ich möchte nur schwimmen.“

Als also im Westfalenbad gefragt wurde „Schwimmen?“ antwortete ich reflexhaft „Schwimmen!“ Erst als ich mit dem Drehkreuz kollidierte, war mir klar, dass die Frage gar nicht Schwimmbad oder Sauna war, sondern Sportbad oder Sole/Spaßbad.

Auf ins Sportbad, das seinen eigenen Eingang und eigene Kabinen hat. Beim Sport existiert noch die Miniatur-Sammelumkleide, die auf kurzem Weg direkt zum Lehrschwimmbecken führt. Dieses umrundete ich, sah die Taschen von „Triathlon NRW“ und sondierte, dass knapp die Hälfte der Bahnen von Vereinen belegt war. Darunter mehrere junge Fragen mit Team-Deutschland-Badekappen.

Ich begab mich zu den anderen: Hach. 50 Meter. Hach, ein Riesenbecken, mit Schwimmautobahn, ordentlicher Ausstattung. Immer noch schwer zu glauben, dass es nur ein (der kleinere) Teil des gesamten Schwimmbadkomplexes war.

Nach meinen Bahnen noch etwas ausspannen im wärmeren Lehrschwimmbecken. Auf dem Weg dorthin Freude über eine Tür, die Beschriftet war mit „Sportler/Doping“. Immerhin ehrlich.

Irgendwann gegen 20 Uhr begab ich mich umständlich zurück zur Herberge – autogerechte Stadt my ass!

Käsetoast Volkskanzler

Gelesen: Walter Moers: Die Insel der Tausend Leuchttürme. Als ehemaliger Nordseeküstenbewohner fand ich vieles erfreulich treffend überzeichnet, phantastisch überdreht und gut beobachtet – wie es so ist an den deutschen Nordseeküstenkurbädern. Irgendwann wird es dann aber viel Welt retten – der Auserwählte – die ausgewählte Gruppe tapferer Exzentriker – Yadda, yadda, braucht kein Mensch. Gern gelesen, aber würde ich nicht unbedingt weiterempfehlen.

Viel mehr Salate sollten als Zutat Käsetoast enthalten. Chilli und Ciabatta: Chicorée-Salat mit Käsetoast.

Sari hat spannende Blogpläne für 2025: Bloggerschnack im Januar: Was möchtest du dieses Jahr erreichen?

Weniger spannend, mehr beängstigend, die Lage ist Österreich. Kraut und Rüben: Warum wir keinen „Volkskanzler“ brauchen

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