Zwei Landtagswahlen in Bayern und Hessen fanden statt. Und bevor es für alle noch peinlicher wird, schlage ich vor, wir ignorieren das einfach und tun so als hätte es diese Wahlen nie gegeben.
Ein Amöbenballon brachte die Nachricht eines erfolgreichen absolvierten Aqua-Fitness-Trainerinnenscheins. Das finde ich natürlich hochgrad töfte.
Madame las einen Artikel aus Moderne Regional zum Kino International vor.
Freitag an der Dauerbaustelle vor dem Büro: Das erste Mal „Zivilisten“, die weder nach Bauarbeitern noch nach Immobilienbeauftragten aussahen. Sollten die Wohnung dort langsam vermietet werden?
Der Schornsteinfeger ließ sich seinen latifundierenden Besuch mit 45 Euro bezahlen.
Daniel bezahlt die Strafgebühren
Nachdem das Schicksal auf der kaptainschen Holtour die Ereigniskarten „Lokführer verlässt spontan den Zug“ und „Auffahrunfall vor Neuruppin“ ausgespielt hatte, begnügte es sich auf der Bringtour mit „Elbtunnel gesperrt.“
Das betraf uns nicht direkt – die märkischen Hamptons und Dithmarschen liegen auf derselben Elbseite – aber indirekt schon. Ganz Südelbien auf dem Weg nach Norden breitete sich quer durch das Hamburger Stadtgebiet aus. Den Teil der Südelbier, der nach Sylt / Nordfriesland / Eiderstedt / Flensburg wollte, trafen wir nicht erst auf der A7 / A23 sondern bereits im Stau auf den Hamburger Zubringern.
Auf der Bringtour Teil 2 war das Schicksal vielleicht versöhnt, weil wir einen großen Stein im Gepäck hatten (literally, not figuratively). Trotz Nutzung vierer Züge (RB63, RE6, RE70, FLX35) von zwei Anbietern (Deutsche Bahn/ Flixtrain) funktionierten alle Anschlüsse. Wir kamen nach Plan in Südkreuz an. Ich hätte zur Feier eine Blaskapelle erwartet.
A24-Erkenntnisse: die Raststätte in Gudow rast in erstaunlichem Tempo in den Abgrund. Der Burger King scheint ausweichlich unserer Besuche und der Internet-Rezensionen überhaupt nie mehr „normal“ zu funktionieren. (Überraschend geschlossen, Terminals kaputt, Rindfleisch alle, Getränkemaschine kaputt, you name it), Tank&Rast daneben gibt sich jede Mühe nur ja keine der suchenden Kunden anzuziehen. Die einzige örtliche Alternative, McDonalds am Autohof nebenan, ist vor kurzem abgebrannt. Und das am perfekten Pausenort, je zwei Stunden von Berlin Innenstadt und Hamburg Innenstadt entfernt.
Zuggespräche: Eine Hamburger Deern aus dem Bilderbuch (schlicht gekleidet aber edel, ebenso zurechtgemacht, leicht raue Stimme, erfolgreich eine zupackende-Art-vermittelnd), erzählte davon wie sie ihr Segelboot überwintern.
Eine Gruppe Jungerwachsener aus NRW auf Heimfahrt stritt durch den halben Waggon hindurch, ob ihre Zugbindung jetzt aufgehoben ist oder nicht. (Fazit: Daniel zahlt die Strafgebühr, falls sie doch nicht aufgehoben ist)
Der zugfahrende Bro von heute trägt baggy Cargohosen und wirft sich dazu einen Badezimmerteppich um die Schultern.
Gestovter Kohl und lineares Fernsehen
In Dithmarschen erwartete mich die nächste Runde gegen den semi-smarten-Stromzähler.
Das obligatorische Fisch-Möller-Essen in Büsum zeigte Inflationserscheinungen. Das Gericht „Scholle“ für 25 Euro hatte sich aufgeteilt in „Scholle-groß“ für 30 Euro und „Scholle-klein“ für 21 Euro. Neu auf der Karte budgetfreundliches Essen wie gestovter Kohl mit Salzkartoffeln für 10 Euro. Als kulinarischer Kohlfan nahm ich die gestovter-Kohl-Variante mit Fischfilet und war glücklich.
Beim Kaptain ergibt sich die seltene Chance linear fernzusehen. Wir schauten bei Columbo herein. Fast anrührend wie in der Folge von 1990 das hochmoderne Faxgerät zur Lösung des Falles führt – einschließlich Columbo, der („Ich verstehe von diesen modernen Sachen nichts.“) sich das Fax von einer Sekretärin vorführen und erklären lässt.
Auch gesehen: College Football auf Pro7Maxx. Nachdem ich vor vielen Jahren American Football im Deutschen Fernsehen abgeschworen hatte (Einäugige erklären den Sport Menschen die sie für blindtaubgeruchslos halten), hat sich viel getan. Die Moderation war kompetent und sie scheute sich nicht, es zu zeigen. Hurra! Und ich hatte Glück – es fand ein krasses Spiel statt – die Oklahoma Sooners gewannen in einem Nailbiter par excellence gegen die Texas Longhorns.
Vor lauter Überschwang wollte ich dann doch gleich den ESPN-Player abonnieren – nur um festzustellen, dass der mittlerweile in Deutschland geogeblockt wird. Ich suche also gerade die beste Variante, College Football legal in Deutschland zu streamen.
NZS BXN
Beim Tanken in Dithmarschen sah ich meinen ersten „FCK-GRN“-Aufkleber. Im Stil von NZS BXN (Nazis Boxen) oder FCK AFD (Fuck AfD) nun als FCK GRN (Fuck Grün).
Erster Gedanke: „Okay. In Schleswig-Holstein. Nicht in Brandenburg. Ich staune.“
Zweiter Gedanke: „Es gibt Teile der Bevölkerung in der Grüne-hassen schon so sehr als Lifestyleelement angekommen ist, dass man sich Lifestyle-Aufkleber damit ans Auto bappen kann. Was sind das so für Menschen?“
Junge Männer, Auto mäßig preiswert, tiefergelegt, mit breiten Reifen und breitem Auspuff.
Zum Teil konnte ich das nicht verstehen: Die Grünen machen die gesellschaftlichen Änderungen ja nicht, ich habe den Eindruck, sie versuchen als einzige darauf eine konstruktive Antwort zu finden. Nur sieht diese Antwort halt keinen Platz für DIY-Autotuner vor.
Zum Teil verstand ich die jungen Männer also: Sie sind Vertreter einer Lebensform, die stark unter Druck steht: Autofahren wird in den Medien abgewertet; praktisch wird es durch steigende Benzinkosten immer schwieriger. Das Image „des Schraubers“ ist im Vergleich zum Beispiel zur Projektmanagerin auf dem absteigenden Ast. Und irgendwie verkörpern die Grünen das alles. (Von Attitüdeproblemen grünnaher Menschen in den Medien und dem Missverhältnis aus Ankündigung und Umsetzung will ich jetzt gar nicht anfangen.)
Aber wenn Du eine Lifestylebewegung gegen Dich hast – dann brauchst Du dringend auch eine Lifestylebewegung für dich, sonst hast Du ein Problem.
European-Sleeper-Kurzbett
Herr Mess war bei Zammreißen.
Inka lag im European Sleeper probe.
Uschi fährt zu allen Nino-de-Angelo-Konzerten.
Poupou erzählt von der anbrechenden Kultursaison.
Wer die Landtagswahlen nicht ignorieren will, lerne doch bitte aus der Geschichte. Und zwar nicht „Nazis sind schlimm“ sondern „Welche Formen des Widerstands waren erfolgreich?“ NZS BXN war da nicht das schlechteste. (Langfristig erfolgreicher: Gegenbewegungen. Die erfolgreichste antifaschistische Bewegung der letzten Jahre war Fridays für Future.)