Werkstattgebäude, in dem nun ein Dojo Werbung für Taekwondo, MMA, Yoga und Schach macht. Dramatischer Sonnenuntergangshimmel, auf dem Dojo zwei Aufblasfiguren, die Karateka darstellen sollen.

24-02-27 La chute bedeutet Untergang oder Fall oder Sturz

Einer der wenigen Wurstaufschnitte, die gänzlich ohne zugesetzten Zucker auskommen. ist der „Italienische Landschinken luftgetrocknet“ von Edeka.

Madame und ich unterhielten uns beim Abendessen über Platons Höhlengleichnis.

Madame lernte während ihre Heuristik Projektplätze verteilte.

Dienstag ist mobiles-Arbeiten-Tag, denn die BVG streikt nicht. Als nicht-BVG-betroffener Radfahrer fahre ich an Streiktagen in die Verwaltung, damit wir ausreichend IT-Anwesende haben. Montag hingegen der spontane Gedanke „Wer zum Geier?“.

Nach dem Klausurlaub folgen drei Wochen Work+Learn. Der Lernteil beginnt mit Teilkostenrechnung und Vollkostenrechnung.

Einmal im Leben sahen wir auf der Berlinale einen Wettbewerbsfilm und prompt gewann er den Goldenen Bären. Glückwunsch an Dahomey.

Dabei fiel uns auf, dass das Wort Dahomey im ganzen Film nicht vorkommt. Wir haben keine Ahnung wie der Begriff korrekt auf Fon ausgesprochen wird.

Klausurlaub bestand diesen Februar aus viel Klausur und wenig Urlaub. Nach der Freitagsklausur am Wochenende wollte ich aus Überschwang gleich weiterlernen, bremste mich aber selber. Einzig ein wenig Herumlesen beim vielleicht-Bachelorarbeit-betreuenden Lehrstuhl erlaubte ich mir. Entdeckung: Viele der dort vergebenen Themen drehen sich um Metaheuristiken.

Ich bemühte mich, mich unifern kopf-frei-kommend zu betätigen. Ein wenig herumdaddeln in der Wikipedia. Ein Samstagabendschwumm im Stadtbad Lankwitz (immer noch viele Gäste, aber wenigstens keine Bahnen für Vereine gesperrt). Sonntags folgte eine Stadtrundfahrt mit dem M43er-Bus von Schöneberg zum Ostkreuz mit Zwischenstopp im Kino.

Das Apriltemperaturen-Wetter im Februar ist gleichzeitig schön und unbehaglich. Reine Freude löst das vermehrte Himmelslicht aus. Im Hellen zur Arbeit, im Hellen unterwegs und dazu ein lodernder Spätwinterhimmel wie aus den Gedichten der Ahnen.

P.I.M.P.

Es gibt eine Art von Filmen, die mich schon von weitem die Flucht ergreifen lässt: Dramen über mittelalte Paare (mindestens ein Teil ist Schriftsteller*in), die sich auseinandergelebt haben, geschrieben von Teilen mittelalter Paare.

Am Sonntag sah ich einen solchen Film. Er war spektakulär gut: Anatomie d’une chute, auf deutsch: Anatomie eines Falles. (auch: Anatomie eines Untergangs wäre eine mögliche Übersetzung.) von Justine Triet.

Ein Paar (Sandra und Samuel Voyter) lebt mit ihrem Sohn (Daniel) in einem einsamen Haus in den französischen Alpen. Nach einem Spaziergang findet der Sohn den Vater, offensichtlich an einem Schlag auf den Kopf gestorben. Schnell stellt sich heraus: Entweder Samuel sprang vom Dachboden, oder Sandra schlug ihn dort tot und warf ihn vom Dachboden hinunter vor das Haus.

Ein zweieinhalbstündiger Alptraum beginnt. Der Sohn erlebt einen Gerichtsprozess, in dem eine Partei versucht seine Mutter als Mörderin darzustellen, die ihres Mannes überdrüssig wurde; die andere Partei versucht seinen Vater als einen im Leben gescheiterten Menschen darzustellen, der dieses Scheitern nicht mehr ertrug.

Der Prozess findet ein Urteil. Der „echte“ Verlauf des fraglichen Vormittags bleibt dunkel. Aber schnell ist die Frage „war sie ist?“ gar nicht mehr so entscheidend. Als Zuschauer frage ich eher „wie können normale, fehlbare Menschen, die keinesfalls Monster sind in so eine Alptraumsituation geraten?“

Wenn ich nicht nur einfach denke „Argh, ist das alles furchtbar.“Der Film bietet gar keinen Moment des Comic Reliefs, oder eines anderen Reliefs, sondern hält das Leiden von Minute drei bis Minute 151 durch.

Die kluge Kameraführung, die klug eingesetzte Musik und die großartigen Schauspieler (Sandra Hüller als Sandra Voyter, Milo Machado Graner als Daniel Voyter und Antoine Reinarzt als Staatsanwalt) gestalten jede der 148 Leidensminuten erlebenswert.

Schauen im Original (OmeU) lohnt. Sprache ist ein wichtiges Element. Hüller spielt eine deutsche Schriftstellerin, die nur stockend französisch spricht und vor allem fließend englisch redet. Wer wann mit wem in welcher Sprache redet, ist entscheidend für Dramaturgie und Stimmung.

Im Internet lese ich, dass in der deutschen Fassung durchgehend deutsch geredet wird. Das kann ich mir nicht recht vorstellen.

Reweflair

Filmschauen verband ich mit einer Premiere: Auf ins Rollberg-Kino.

Das Rollberg-Viertel ist eines dieser Viertel, bei dessen Nennung jeder AfD-Politiker anfängt, begeistert zu sabbern. Bekannt vor allem aus dem Blaulichtreport der Zeitungen. Der einschlägige Wikipedia-Artikel verlinkt im zweitem Absatz nacheinander die Begriffe Sozialwohnung, türkischstämmig, arabischstämmig, Transfereinkommen, Hartz IV, Armutsgrenze, Kinderarmut. Im weiteren Verlauf informiert er mich, dass die Kriminalität stark abnahm seitdem es ein Quartiersmanagement gibt.

Werkstattgebäude, in dem nun ein Dojo Werbung für Taekwondo, MMA, Yoga und Schach macht. Dramatischer Sonnenuntergangshimmel, auf dem Dojo zwei Aufblasfiguren, die Karateka darstellen sollen.

Und noch überraschender: das Kino hat das Flair von Langenhagen bei Hannover. Es liegt im Nebengebäude eines 1990er-Einkaufszentrums. Die Architektur auf dem Weg erweckt den Anschein, als ginge es zur Einkauszentrumsverwaltung. Das Foyer sachlich, in dunklen Tönen, aber sympathisch. Der Saal klein, aber mit schönen Sesseln und einem tollen Glitzervorhang.

Dem Kinokompendium entnehme ich, dass an diesem Ort einst in den 1920ern mit dem 2500-Sitzplätze-fassenden Mercedes Palast hier das größte Berliner Kino stand. Das Rollbergkino selber ist eine Neugründung von 1996, in dessen fünf Sälen seit 2010 ausschließlich Originalversionen von Filmen laufen. Seit einigen Jahren sind die Untertitel englisch. Dabei gibt es nicht nur Arthouse-Filme, sondern auch mal mainstreamigeres Programm.

Im Kino eine mir neue Form genderneutraler Toiletten: Es gab gar keine Genderbezeichnung, sondern „Sitz- und Stehtoiletten“ und „Sitz- und Rollstuhltoilette.“ Meine Rechtschreibprüfung möchte aus genderneutral einen Gendarmenmarkt machen.

Unterwasserpfeifen

Ein Talking-Heads-Konzertfilm kommt in die Kinos. Jetzt geht das Achtzigerjahre-Revival zu weit.

Den deutschen Synchronschwimm-Pionier Frithjof Seidel hatten wir im Dezember schon mal im Wasser gesehen. Um so erfreulicher, dass der Tagesspiegel ein Interview mit ihm veröffentlicht. (leider paywall) Viel Infos dazu, wie es ist als spätberufener Mann in einer reinen Frauendomäne aufzuschlagen. Aber auch spannende Nebeninfos wie:

Und dann piepen wir auch unter Wasser, das ist ein bisschen so, wie Delfine miteinander kommunizieren. Wenn wir zum Beispiel ohne Musik trainieren, piept immer einer den Takt, damit man die Bewegung gleichzeitig macht.

Die Herausforderung viele mathematische Formeln schreiben zu müssen, teilweise beu Klausuren, hat in mir einen Recherchedrang nach geeigneten Stiften ausgelöst. Die Recherche brachte mich zu Klausurenstift.de, der anscheinend intensiv dokumentenechte Qualitätsschreiber testete. Auf ein paar der Modelle stief ich auch schon, andere habe ich zum Testen bestellt.

Christiane persönlich über die Ukraine und den Krieg: Zwei Jahre.

Anlässlich der Berlinale waren wir erstmals in der Verti Music Hall. Hotel Mama auch. Die Beschreibungen kommen mir bekannt vor.

2 Gedanken zu „24-02-27 La chute bedeutet Untergang oder Fall oder Sturz“

  1. „anatomie eines falls“ hab ich mit einem date geguckt, als wir aus dem kino kamen, schneite es in dicken wirbelnden flocken, der himmel über dem friedrichshain war dunkel, der schnee blieb liegen, alles war weiß und still. das date begab sich sehr schnell in eine art sicherheitsabstand von 2-3m von mir (es war eine wirklich übel romantische wetterlage) und sagte, der film hätte ihn nicht sehr berührt. es wurde dann nix, aber den film werd ich glaub ich nochmal anschauen.

  2. Für ein Date auf jeden Fall ein spannender Film. Bietet Gesprächsmöglichkeiten vom Trivialen („Warst Du mal in den Alpen?“ Französische Prozesse laufen ganz anders ab als in US-Gerichtsfilmen“) bis hin zu allen Beziehungsabgründen.

    Schade, dass es da anscheinend nicht geklappt hat mit dem Date und dem Film. Ich glaube, man muss in dem Moment bereit sein, sich auf den Film einzulassen, sonst ergibt es eine Missstimmung.

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